Mythen über BARF

Mythen über BARF

Beim Thema Hundefütterung scheiden sich die Geister. Jeder Hersteller ist der Meinung, das beste Futter zu produzieren und jeder Tierarzt ist sich sicher, das beste Futter zu empfehlen. Dabei gerät immer wieder das Thema BARF in die Kritik. Es gibt eine Reihe von Mythen um diese Ernährungsform, die jedoch meist in das Reich der Märchen und Sagen gehören, aber dennoch oft von Kritikern aufgeführt werden. Gehen wir den Vorurteilen doch mal auf den Grund und schauen sie uns etwas genauer an.

BARF Mythos #1: Beim Barfen nimmt der Hund aufgrund der hohen Fleischmenge zu viel Eiweiß zu sich – das schädigt die Leber und die Nieren.

Zu finden z.B. auf der Website des Futtermittelherstellers Marengo:

"Leider gibt es aber auch eine Schattenseite dieser Art von Fütterung. Der Eiweissanteil einer BARF-Ration ist bedingt durch die hohe Fleisch- bzw. Eiweissmenge sehr erhöht. Letztendlich kann dies zu einer Eiweissüberversorgung führen, die mit den dafür typischen Symptomen einhergeht (siehe Leber- und Nierenstörungen im Vergleich)."


Ein Beweis für die Richtigkeit dieser Aussagen wird nicht geliefert. Die Behauptung wird unbegründet in den Raum gestellt. Betrachten wir das Argument mal genauer und beginnen mit der Behauptung, dass eine Überversorgung mit Eiweiß, die Nieren und die Leber schädigt.


Dem Buch "Ernährung des Hundes" von Helmut Meyer und Jürgen Zentek (ein Werk, was jeder Tierarzt und jeder Futtermittelhersteller selbstverständlich mehr als einmal gelesen haben sollte) ist zu entnehmen:

"Die Frage, inwieweit eine längerfristige massive Eiweißüberversorgung zu einer Organschädigung insbesondere der Leber oder der Niere führen kann, ist umstritten..."


Es ist also umstritten, ob eine MASSIVE Eiweißüberversorgung überhaupt schädlich ist. Die Frage ist jetzt also, was genau bedeutet massiv und liefert BARF wirklich so viel Eiweiß?


Ich bin keine Tiermedizinerin, aber wenn ich als BWLerin eines kann, dann ist es: rechnen. Berechnen wir also den Proteinbedarf eines Hundes und vergleichen die Proteinzufuhr der einzelnen Futtermittel, um eine echte, objektive Vergleichsgrundlage zu haben.


 


 



Eiweißbedarf des Hundes


Laut Meyer/Zentek berechnet sich der Eiweißbedarf nach folgender Formel:

5 g hochverdauliches Rohprotein (Rp) pro kg Körpermenge^0,75 pro Tag im Erhaltungsstoffwechsel.

Bayo wiegt 38 kg. Er braucht demnach: 5 g x 38 kg^0,75 = 76,5 g Rp am Tag. Durch eine entsprechende körperliche Belastung oder Trächtigkeit, steigt der Proteinbedarf an. Zusätzlich benötigt der Hund Energie in Form von Fett oder Kohlenhydraten.


Wann aber würde man von einer "massiven Überversorgung" sprechen? Laut Meyer / Zentek liegt eine "extreme" Überversorgung vor, wenn das Tier 20-30 g Protein pro kg KM zu sich nimmt. Im Falle von Bayo wären das etwa 760-1.140 g Protein am Tag. Das stellt also eine bis zu 14-fache Versorgung über dem Bedarsfwert dar. Nun ist "extrem" nicht unbedingt mit "massiv" zu vergleichen, aber es wird sicherlich irgendwo weit über dem normalen Bedarfswert liegen. Gehen wir mal davon aus, dass eine "massive Überversorgung" das 5-fache des Bedarfs wäre. Und wie wir bereits wissen, ist selbst dabei fraglich, ob es schädlich für den Hund wäre... 


 


 



Proteinzufuhr mit Trockenfutter


Ich habe mal beispielhaft einige Futtersorten ausgewählt und die Rationen für einen Hund wie Bayo entsprechend der Herstellerangaben und unter Einbeziehung seines Energiebedarfs errechnet. Bayo benötigt täglich insgesamt ungefähr 1.500 kcal. Die erhält er mit seinen kompletten BARF-Mahlzeiten, also inkl. der Komponenten die hauptsächlich Protein liefern und jener, die eher Energie liefern (Schweineschmalz, Öl, Nüsse).


- Marengo Premium (23,9 % Rohprotein), 400 g am Tag, 2.800 g pro Woche: 669,2 g Rp = 95,6 g Rp am Tag

- Platinum Adult Lamb & Rice (23,0 % Rohprotein), 460 g am Tag, 3.220 g pro Woche: 740,6 g Rp = 105,8 g Rp am Tag 

- Orijen Adult (38,0 % Rohprotein), 400 g am Tag, 2.660 g pro Woche: 1.010,8 Rp = 144,4 g Rp am Tag 

- Hill's Canine Adult Large Breed Huhn (22,7 % Rohprotein), 405 g am Tag, 2.835 g pro Woche: 643,4 g Rp = 91,9 g Rp am Tag 

- Acana Wild Prairie (33,0 % Rohprotein), 405 g am Tag, 2.835 g pro Woche: 935,6 g Rp = 133,6 g Rp am Tag 

- Lupovet Poulet Suisse (24,0 % Rohprotein), 425 g am Tag, 2.975 g pro Woche: 714,0 g Rp = 102,0 g Rp am Tag


 


 



Proteinzufuhr mit BARF


Bayo bekommt 5x pro Woche:

300 g Muskelfleisch (= 54 g Rp)

+ 140 g Pansen/Blättermagen (= 19 g Rp)

+ 100 g Innereien (= 17,5 g Rp)

+ 100 g Fleischige Knochen (= 18 g Rp)

+ 150 g Gemüse (= 0,65 g Rp)

+ 50 g Fett (= 0 g Rp)

+ 30 g Nüsse/Samen (= 3,3 g Rp)

+ 11 g Bierhefe (= 5,2 g Rp)

+ 9 ml Öl ( = 0 g Rp)


Außerdem gibt es zwei Eier pro Woche (= 13,5 g Rp).


1x pro Woche:

250 g Hirse/Reis/Kartoffel/Hüttenkäse (= 18 g Rp)

+ 150 g Gemüse (= 0,65 g Rp)

+ 40 g Fett (= 0 g Rp)

+ 30 g Nüsse/Samen (= 3,3 g Rp)

+ 11 g Bierhefe (= 5,2 g Rp)

+ 9 ml Öl ( = 0 g Rp)


1x pro Woche:


Nix ;-)


Wenn man nun alle Positionen addiert, kommt man zu folgendem Ergebnis: Bayo frisst pro Woche: 628 g Rp = 89,8 g Rp am Tag.


Huch, was ist das denn? Das Fertigfutter liefert sogar mehr Rohprotein als BARF. Selbst wenn man beim Barfen den Fastentag nicht einhalten würde und ohne Mengenreduktion 6x pro Woche die genannten Fleischrationen füttern würde, läge die Rp-Zufuhr bei 105,2 g pro Tag, was immer noch weniger wäre als bei den meisten Trockenfuttersorten und weit unter einer "massiven Überversorgung". Die würde bei 380 g liegen, wenn man davon ausginge, dass eine 5-fache Deckung des Bedarfswertes so zu bezeichnen wäre. Diese Menge ist mit BARF überhaupt gar nicht zu erreichen... Dazu müsste Bayo über 2 kg pures Fleisch am Tag bekommen. Das wäre absoluter Irrsinn!


Wie kommt es dazu, dass Fertigfutter manchmal sogar mehr Eiweiß liefert als BARF? Die Antwort ist ganz einfach. Der errechnete Proteinbedarf des Hundes bezieht sich auf den Bedarf an hochverdaulichem Rohprotein, also Protein, was zu 100 % verdaut werden kann. Wenn ein Futter nicht genug hochverdauliches Protein liefert, dann muss von dem enthaltenen minderwertigem Protein eben mehr zugeführt werden, um den Bedarf zu decken. Und Futtermittel wie Tiermehle oder Getreidekleber, die häufig im Fertigfutter landen, haben eine Verdaulichkeit von 50-70 % - im Gegensatz zu Fleisch, was zu 98 % verdaut werden kann. Daher muss in einem Fertigfutter mehr Protein enthalten sein.


 


 



Was ist der Ursprung des Vorurteils?


Tja, warum wird das Argument, BARF sei zu fleisch- und somit zu eiweißreich, immer wieder aufgeführt, wenn es rein rechnerisch überhaupt gar nicht zutrifft? Ich gehe davon aus, dass viele Leute sich gar nicht darüber im Klaren sind, dass Fleisch eigentlich nur zu 12–24 % aus Rohprotein besteht. Der Rest setzt sich zu einem Großteil aus Wasser und natürlich auch noch aus Fett und einem kleinen Teil Rohasche zusammen.


Vielleicht liegt es auch daran, dass die meisten Kritiker gar nicht darüber informiert sind, wie eine BARF-Mahlzeit zusammengesetzt ist. Natürlich: Würde man einem Hund wie Bayo täglich 600 g reine Hühnchenbrust geben und nichts anderes, dann würde er auf Dauer wahrscheinliche Nieren- und Leberprobleme entwickeln und zudem noch an einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen leiden. Aber eben das ist eben nicht die Idee von BARF. Die Idee ist, dass der Hund abwechslungsreich ernährt wird. Außerdem wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Hund eine Energiequelle benötigt: entweder Fett oder Kohlenhydrate. Daher ist in den BARF-Plänen auch immer von durchwachsenem Muskelfleisch (ca. 15–25 % Fett) die Rede. Das ist wichtig, damit nicht etwa Proteine nicht zur Energiegewinnung herangezogen werden, was zu einem unnatürlichen Anstieg des Harnstoffwertes im Blut führen würde, der wiederrum die Nieren auf Dauer schädigen kann.


Hat man wie ich eher mageres Fleisch zur Verfügung, dann reduziert man einfach die Fleisch-Menge ein wenig und gibt extra Fett hinzu.


 




Fazit


Wie die Berechnung zeigt, kann mit BARF bei einem gesunden Hund keine Überversorgung mit Eiweiß erreicht werden. Eher liefern die meisten Trockenfutter zu viel Eiweiß - selbst das Trockenfutter des Herstellers, der auf seiner Website anführt, BARF sei zu eiweißlastig, liefert mehr Eiweiß als BARF, was auch nicht verwunderlich ist, denn je schlechter die Verdaulichkeit Futters ist, desto mehr Eiweiß muss insgesamt gefüttert werden. Die Verdaulichkeit von Fertigfuttern ist jener von BARF unterlegen, also muss im Industriefutter mehr Eiweiß enthalten sein, um den Bedarf des Hundes zu decken.


Vertrauen ist gut, Nachrechnen ist besser...


 




Text von Nadine Wolf

(https://mashanga-burhani.blogspot.de)

BARF-Mythos #2: Barfen sei viel teurer als den Hund mit Fertigfutter zu ernähren

Es wird immer wieder behauptet, dass BARF gegenüber Fertigfutter einfach viel zu teuer wäre. Die monatlichen Kosten wären kaum tragbar, vor allem für große Hunde wie Rhodesian Ridgebacks. Aber stimmt diese Aussage wirklich? Und wenn ja, wie kommt das? Ein Vergleich fällt hier sehr leicht, denn jeder Hersteller gibt entsprechende Fütterungsempfehlungen bekannt, die Preise der Futtersorten sind ebenfalls leicht zusammen zu tragen und so kann man eine ganz einfach eine Vergleichskalkulation erstellen:


 


 

Kosten mit BARF


Bayo frisst monatlich 6 kg Muskelfleisch (2,80 €/kg), 2,8 kg Pansen (1,55 €/kg), 2 kg Innereien (1,50 €/kg),  2 kg rohe fleischige Knochen (1,50 €/kg), 3 kg Obst/Gemüse (2,00 €/kg), etwas über 1 kg Butter oder Schweineschmalz (5,13 €/kg), 500 g Hirse (4,00 €/kg) oder 2kg Kartoffeln (1,20 €/kg) und dazu noch etwas Öl oder Kräuter. Die Knochen und das Fett bekomme ich eigentlich geschenkt, weshalb meine Kosten noch etwas geringer sind, aber grundsätzlich kann man sagen:


⇒ Monatliche Kosten: 45 €



Kosten mit Trockenfutter


Auf dem Fertigfutter-Markt gibt es eine nahezu unendliche Auswahl an Trockenfuttern – vom so genannten Supermarkt-Futter bis hin zur Premiumqualität. Die Preise für die einzelnen Futtersorten unterscheiden sich sehr stark. Daher erstelle ich mal eine Übersicht verschiedener Trockenfuttersorten:


  • Pedigree Complete Adult Maxi mit Geflügel & Reis (2,00 €/kg), 400 g/Tag = 25,20 €
  • Marengo Premium (3,89 €/kg), 400 g/Tag = 46,68 €
  • Platinum Adult Lamb & Rice (3,53 €/kg), 460 g/Tag = 48,71 €
  • Orijen Adult (5,11 €/kg), 400 g/Tag = 61,32 €
  • Hill's Canine Adult Large Breed Huhn (4,04 €/kg), 405 g/Tag = 49,09 €
  • Lupovet Poulet Suisse (4,07 €/kg), 420 g/Tag = 51,28 €

⇒ Monatliche Kosten: 25–58 €


 


 



Kosten mit Dosenfutter


Auch Feuchtfutter gibt es in unterschiedlichen Preiskategorien, meist ist es deutlich teurer als Trockenfutter, es enthält jedoch oftmals auch viel mehr Fleisch:


  • Pedigree Pur (2,50 €/kg), 1.600 g/Tag = 112,00 €
  • Marengo Wolfshappen (6,50 €/kg), 600 g/Tag* = 109,20 €
  • Terra Canis (4,70 €/kg), 760 g/Tag = 100,02 €
  • Lunderland (4,00 €/kg), 760 g/Tag* =  85,12 €
  • Hill's Canine Adult (5,40 €/kg)), 1.875 g/Tag = 283,50 €

*kein Alleinfutter, weitere Kosten für Gemüse + Mineralstoffmischung kommen hinzu, ca. 10 €/Monat


⇒ Monatliche Kosten: 95–240 €



Kritische Betrachtung:


Die Zusammensetzung 


Wie man sieht, bestehen deutliche Preisunterschiede zwischen den einzelnen Futtersorten und Fütterungsarten. Wie kommt es aber dazu? Ganz einfach, wenn ein Futter zu einem sehr günstigen Preis angeboten wird, dann enthält es schlichtweg wenig der preistreibenden Komponenten im Futter: Fleisch.


Das macht natürlich den Vergleich der Futtersorten einzig und allein bezogen auf den Preis etwas schwierig. Ein Vergleich der eingesetzten tierischen Komponenten im Futter gibt jedoch Aufschluss:


BARF: 77%


Trockenfutter:


  • Pedigree Complete Adult Maxi mit Geflügel & Reis: keine Angabe, Hauptbestandteil Getreide
  • Marengo Premium: 60 % (in der Feuchtsubstanz)
  • Platinum Adult Lamb & Rice: 70 %
  • Orijen Adult: 70 %
  • Hill's Canine Adult Large Breed Huhn: 30 %

Dosenfutter:


  • Pedigree Pur: 60 %
  • Hill's Canine Adult: 12 %
  • Marengo Wolfshappen: 70 %*
  • Terra Canis: 50 %
  • Lunderland: 70 %*

*kein Alleinfutter: Gemüse muss hinzugefügt werden, ca. 30%


 



Wenn man nun z. B. BARF mit dem preiswerten Trockenfutter von Pedigree vergleichen will, dann vergleicht man Äpfel mit Birnen, denn das Trockenfutter von Pedigree enthält kaum Fleisch: es besteht zum Großteil aus Getreide und bei dem enthaltenen tierischen Anteil weiß man nicht, ob es sich um wertvolle Bestandteile handelt, oder einfach nur bindegewebsreiche Schlachtabfälle. Würde man eine BARF-Mahlzeit erstellen, die nur 10 % Fleisch enthält und zu 90 % aus Reis besteht, dann wäre diese noch billiger als das billigste Trockenfutter….


 



Die Deklaration


Selbst bei den hochwertigen Futtersorten (Anteil tierischer Erzeugnisse über 50%) muss man aufpassen, denn die Angabe des Fleischanteils ist oft irreführend. Einige Hersteller wiegen den Fleischanteil als Feuchtmasse, den Getreide-Anteil allerdings als Trockenmasse: so verschiebt sich das Ergebnis natürlich zugunsten des angegebenen Fleischanteils.


Hier ein kleines Rechenbeispiel dazu:

Eine Futterration besteht in der Feuchtmasse aus 200 g Hirseflocken und 800 g Fleisch. Sie enthält somit     80 % Fleisch. Verarbeitet man diese Masse nun zu einem Trockenfutter, dann erhält man ca. 600 g einer trockenen Masse, die zu 200 g aus Hirseflocken und nur noch 320 g aus Fleisch besteht. Dieses Trockenfutter hat also bei einer Betrachtung der Trockenmasse nur noch 62 % Fleisch. Bei BARF ist es übrigens umgekehrt, denn Gemüse/Obst enthält noch mehr Wassser als Fleisch: 200 g Gemüse und 800 g Fleisch ergeben in der Trockenmasse ein Verhältnis von 91 % Fleisch zu 9 % Gemüse. 


Außerdem weiß man leider selten, welche tierischen  Komponenten im Fertigfutter vorkommen und selbst wenn die Hersteller die Inhaltsstoffe offen deklarieren, sind die Inhaltsstoffe nicht immer wirklich ernährungsphysiologisch sinnvoll für den Hund. Marengo Premium ist z. B. im Vergleich zu BARF preiswerter und es enthält auch 60 % tierische Zutaten (jedenfalls in der Feuchtsubstanz), aber die bestehen fast ausschließlich aus Rindergrieben. Das sind s. g. bindegewebsreiche Schlachtabfälle, die man gemäß wissenschaftlicher Erkenntnisse1 nur in Maßen füttern sollte.


Eigentlich ist BARF nur mit s. g. Vollfleischdosen vergleichbar, bei denen man wirklich weiß, welche Zutaten verarbeitet wurden und mit denen man einen wirklich hohen Fleischanteil im Futter sicherstellen kann: aber wie die Berechnung zeigt, ist die Fütterung derartiger Dosen deutlich preisintensiver als BARF.


 



Kann gutes Futter wirklich billig sein?


Dass BARF eigentlich gar nicht teurer sein kann als ein wirklich vergleichbares, hochwertiges Futter mit einem hohen Fleischanteil, hat einen ganz einfachen betriebswirtschaftlichen Hintergrund:


Wenn man 1 kg Fleisch kauft, zahlt man dafür eben ca. 2,80 €/kg. Als Trockenmasse kostet 1 kg Fleisch dann ca. 6,50 €. Ein Futtermittelhersteller verfügt sicherlich über andere Einkaufskonditionen, aber auch er wird das Fleisch nicht geschenkt bekommen. Der Hersteller muss die Zutaten verarbeiten, in Dosen abfüllen oder zu Brocken pressen, das Produkt verpacken und lagern. Er muss das Futter vermarkten (hat also Marketing- und Vertriebsausgaben) und es von A nach B transportieren lassen. Dadurch entstehen entsprechende Kosten, die natürlich auf das Produkt umgelegt werden. Außerdem möchte der Hersteller natürlich gern noch etwas an dem Futter verdienen - ein weiterer Preisaufschlag. Der Händler, an den der Hersteller das Futter vertreibt, hat auch gewissen Kosten (Lagerkosten, Personalkosten, etc.) zu decken und so nimmt auch er einen Preisaufschlag vor. Diese Aufschläge spiegeln sich in jedem Futter wider.


Wie soll es also möglich sein, dass der Kilopreis eines Futters preiswerter sein soll als unverarbeitetes Fleisch (1 kg Trockenfleisch = 6,50 €)? Das ist schlichtweg nicht möglich und deswegen ist die Ursache für geringe Preise auch schnell identifiziert: zu wenig Fleisch im Futter.


 


 

Fazit


Wie die Berechnung zeigt, liegen die absoluten monatlichen Kosten mit BARF eher im Mittelfeld. Was man jedoch bedenken sollte, ist die Zusammensetzung des Futters. Hunde sind bekanntermaßen Karnivore, d. h. sie ernähren sich hauptsächlich von Fleisch & Co. Sie fressen natürlich auch andere Futterkomponenten, aber tierische Bestandteile sollten den Hauptteil der Nahrung ausmachen. Das gewährleisten nur Futtersorten, die noch teurer sind als BARF...


Ergo: BARF ist preiswerter als vergleichbare Fertigfutter! 


Text von Nadine Wolf

(https://mashanga-burhani.blogspot.de)

BARF-Mythos #3: Rohes Fleisch enthält Krankheitserreger, die dem Hund schaden


Es wird immer wieder behauptet, dass rohes Fleisch für Hunde schädlich sei, weil es Krankheitserreger enthält, die für Hunde sehr gefährlich sind. Nicht nur der Hund würde durch die Fütterung von rohem Fleisch geschädigt, nein, wenn der Hund mit diesen Erregern infiziert ist, steckt er damit automatisch auch seine menschlichen Gefährten an.


Nun, eins ist sicher: rohes Fleisch ist mit Sicherheit nicht keimfrei. Die Frage ist daher eher, ist es für Hunde wirklich schädlich, dieses Keim behaftete Fleisch zu fressen? Oder ist das Verdauungssystem eines Karnivoren etwa auf die Verdauung von rohem Fleisch eingestellt?


 


 



Kritische Betrachtung einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema


Um die Behauptung der Gefährlichkeit des rohen Fleisches und die Folgen von dessen Konsum zu untermauern, werden wissenschaftliche Arbeiten herangezogen. Aber was beweisen diese Arbeiten eigentlich? Liefern sie geeignete Hinweise? Ein gutes Beispiel hierfür ist die folgende Dissertation: „Durchfallerkrankungen bei Haustieren mit lebensmittelrelevanten pathogenen Bakterien“.


Die Autorin führt an, dass „Lebensmittelbedingte Infektionen mit thermotoleranten Campylobacter spp., Salmonella spp., Yersinia enterocolitica und EHEC […] zu den häufigsten Erregern von Durchfallerkrankungen bei Mensch und Tier in Deutschland“  zählen und dass eine „wichtige Quelle für die Infektion mit diesen Erregern […] in vielen Fällen der Verzehr von  Rohfleischprodukten, nicht ausreichend erhitzten Lebensmitteln oder kontaminierten Lebensmitteln oder auch der Kontakt mit infizierten Tieren.“ sei.


Um diese These zu belegen, wurden 150 an Durchfall erkrankte Tiere und 150 gesunde Haustiere untersucht. Darunter befanden sich 50 Hunde, die an Durchfall litten und 50 gesunde Hunde.


Die Halter dieser Tiere wurden mittels Fragebogen zu den Ernährungsgewohnheiten und anderen Eckdaten ihrer vierbeinigen Lieblinge befragt. Der Fragebogen enthielt im Hinblick auf die Fütterungsgewohnheiten folgende Antwortmöglichkeiten:


"Fertigfuttermittel (z.B. Dosenfutter, Trockenfutter)

Rohfleisch (z.B. Fleischknochen, Hackfleisch,Innereien)

Rohwurstprodukte (z.B. Mettwurst, Salami, roher Schinken)

erhitzte Wursterzeugnisse: Brühwurst, Kochwurst (z. B. gekochter Schinken, Leberwurst, Weißwurst, Presssack)"3


Anhand dieser Befragung wurden die Hunde in 3 Gruppen eingeteilt: Hunde, die mit rohen Produkten, erhitzten Produkten oder Futter unbekannter Herkunft ernährt wurden. Ein Blick in den Anhang der Dissertation verrät, dass jeder Hund, der Rohfleisch oder Rohwurstprodukte bekam, in die Gruppe der roh ernährten Hunde eingestuft wurde, ohne eine Gewichtung vorzunehmen. D. h. ein Hund, der ausschließlich rohes Fleisch und ab und zu mal ein Trockenfutter-Leckerli bekommt, gilt ebenso als roh ernährt wie ein Hund, der ausschließlich Trockenfutter frisst und vom Tisch mal ein Stück Salami bekommt. Ist eine solche Einteilung methodisch überhaupt trennscharf? Schließlich erhält man in Bezug auf die Ernährung der Tiere m. E. so keine abgrenzbare Vergleichsgrundlage. Und wäre es nicht ohnehin sinnvoller, die Faktoren isoliert zu betrachten, die in Verdacht stehen, ein Vorliegen pathogener Erreger zu begünstigen? 


Die Kotproben sämtlicher Hunde wurden auf verschiedene pathogene Erreger untersucht. „Die Ergebnisse aller Untersuchungen ergaben, dass von 50 an Durchfall erkrankten Hunden 17 Hunde (34%) positiv auf ein oder zwei Pathogene getestet wurden. Neun der 17 positiven Hunde (53%) wurden mit Rohfleisch gefüttert. Insgesamt wurden 24 von 50 Hunden (48%) mit rohen Fleischprodukten gefüttert; von diesen 24 waren neun Hunde (37,5%) Pathogen positiv, 15 der 24 mit Rohfleisch gefütterten Hunde (62,5%) waren Pathogen negativ. 49 Hunde (98%) hatten die Möglichkeit zu Freilauf, darunter alle 17 positiven Hunde (100%).“


Nun wird es verwirrend, denn die Begriffe Rohfleisch und Rohwurst werden verwechselt bzw. synonym verwendet. Oder die Autorin hat sich verzählt, denn aus ihrer Auswertungstabelle im Anhang gehen lediglich 4 von 17 positiv getesteten Hunden hervor, die Rohfleisch bekommen hatten. Demzufolge wurden nur 8 % der erkrankten Tiere, die Rohfleisch bekommen hatten, positiv auf pathogene Erreger getestet.


Und selbst wenn man nun Salami auch noch zu rohem Fleisch zählt, dann haben 53 % der positiv getesteten Hunde rohe Produkte und 47 % erhitzte Produkte erhalten. Ob diese Abweichung statistisch überhaupt relevant ist, lässt die Autorin offen, denn auf eine statistische Untersuchung hat sie schlichtweg verzichtet. Ich habe jedoch große Zweifel, dass hier ein statistisch signifikantes Ergebnis vorliegt, denn die Stichprobe ist im Vergleich zur Grundgesamtheit doch sehr klein und der prozentuale Unterschied ist gering. Außerdem erwähnt die Autorin zwar, dass 37,5 % der mit rohen Produkten gefütterten Hunde positiv auf pathogene Erreger getestet wurden, sie verschweigt aber, dass 40 % der mit erhitzten Produkten gefütterten, kranken Hunde auch positiv getestet wurden. Wieso bloß?


Aber was macht die Gruppe der gesunden Hunde? „In der Gruppe der gesunden Gegenkontrollen wurden 11 der 50 Hunde (22%) positiv auf mindestens ein Pathogen getestet. 4 der 11 positiven Hunde (36%) wurden mit Rohfleisch gefüttert. Insgesamt wurden 5 Hunde von 50 (10%) roh gefüttert; von diesen 5 waren 4 Pathogen positiv (80%), einer der mit Rohfleisch gefütterten Hunde war Pathogen negativ (20%). 45 Hunde (90%) hatten die Möglichkeit zu Freilauf, darunter 9 (86%) der 11 positiven Hunde“


Abgesehen davon, dass ich die 11 positiv getesteten Hunde in der Tabelle nicht finden konnte (ich zählte nur 9 - hier liegt wohl ein Übertragungsfehler vor), geht aus der Auswertung hervor, dass 64 % der positiv getesteten Hunde keine rohen Produkte bekamen, 36 % hatten Rohprodukte gefressen. In diesem Fall war das Verhältnis also umgekehrt: mehr Hunde, die erhitzte Produkte bekommen hatten, wurden auf pathogene Erreger positiv getestet. Auf diesen Aspekt geht die Autorin nicht weiter ein, sie erwähnt lediglich, dass 80 % der mit Rohfleisch ernährten Hunde positiv getestet wurden. 


Letztendlich schlussfolgert die Autorin: „Ein Rückschluss, den man aus den eigenen Ergebnissen ziehen kann ist, dass mit Rohfleisch gefütterte Hunde öfters an Durchfall leiden. Rohfleischfütterung scheint außerdem ein großes Risiko für Infektionen von Hunden mit Pathogenen zu sein. Hunde, die nicht mit Rohfleisch gefüttert wurden hatten im Großteil die Möglichkeit zu Freigang und da die Möglichkeit, sich über andere Kontaminationsquellen, wie verdorbenes Fleisch, kontaminiertes Wasser oder Wildtiere zu infizieren.“


 


 



Welche Fragen bleiben offen?


Die Gruppierung der Hunde (roh ernährt, nicht roh ernährt) ist m.E. fragwürdig, denn auch Hunde, die theoretisch zu 99 % mit erhitzten Produkten und zu 1 % mit rohen Produkten ernährt wurden, werden der Gruppe "roh ernährt" zugeordnet, weil der Fragebogen keine Gewichtung vorsieht. 


Außerdem grenzt die Autorin die Begriffe Rohwurst und Rohfleisch nicht klar voneinander ab, sondern verwendet sie teilweise synonym.


Zudem wurden die Ergebnisse nicht statistisch ausgewertet. Man kann nicht einfach aus "53 % ist größer als 47 %" eine Schlussfolgerung ziehen, ohne die Werte auf ihre statistische Signifikanz hin untersucht zu haben. Das ist unwissenschaftlich!


Wieso ist nur der Freilauf der nicht mit rohen Produkten gefütterten Hunde relevant? Immerhin hatten fast alle Hunde Freilauf. Dass der Freilauf nur bei den mit erhitzten Produkten ernährten Hunden relevant für deren Infektion mit pathogenen Erregern sein soll, nicht aber für die Tiere, die rohe Produkte erhielten, erscheint mir sehr inkonsequent.


Woher wissen wir, dass die Zusammensetzung der Gruppe der gesunden Hunde (86 % erhitzte Produkte, 8 % Rohprodukte, 6 % unbekannt) und der erkrankten Hunde (40 % erhitzte Produkte, 48 % Rohprodukte, 12 % unbekannt) nicht völlig willkürlich gewählt war? Leiden Hunde, die Rohprodukte verzehren wirklich viel häufiger an Durchfall oder wurde die Gruppe der an Durchfall erkrankten Hunde absichtlich so zusammengestellt? Letzteres würde die Auswerung natürlich etwas verzerren.


Ich sage nur: Traue nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.


 


 



Der Hund und seine Magensäure


Zweifelsohne werden Hunde tagtäglich mit pathogenen Erregern konfrontiert und diese befinden sich auch in der Nahrung. Wie aber ist der hündische Körper dagegen gewappnet?


Meyer/Zentek bezeichnen den hohen Salzsäuregehalt des Magensaftes unserer vierbeinigen Freunde als „bemerkenswert“. Der ph-Wert des Magensaftes kann nämlich in Abhängigkeit von Futterzusammensetzung und Futtermenge einen Wert von 1 erreichen.  Fleisch, Fleischbrühe und sogar Wasser stimulieren die Magensäureproduktion, während  Zucker, Brot (Getreide) und Kartoffeln sie eher hemmen. Auch pflanzliche Eiweiße wie z.B. Soja haben eine weniger stimulierende Wirkung als Fleisch.


Nun nimmt der Hund mit BARF ja sehr viel Fleisch und eher wenig zuckerhaltige Produkte zu sich, demzufolge sollte der ph-Wert des Magensaftes eines mit Fleisch ernährten Hundes während des Verdauungsprozesses sehr niedrig sein. (Im Gegensatz zu einem Hund, der eine auf Getreide basierende Nahrung zu sich nehmen muss.)


Und wie gefällt das den pathogenen Keimen? Campylobacter spp. fühlen sich bei einem ph-Wert von unter 5,5 und über 9,0 nicht wohl. Salmonella spp. tolerieren ph-Werte zwischen 4 bis 9,6. Yersinia enterocolitica vermehrt sich hervorragend zwischen ph-Werten über 4,4 und unter 9. Und E. coli Bakterien lieben ph-Werte zwischen 4,0 und 9,5.


Was geschieht wohl mit diesen pathogenen Erregern, wenn sie mit dem sehr  niedrigen ph-Wert im Magen eines mit Fleisch ernährten Hundes konfrontiert werden? Genau, sie werden inaktiviert.


Man sollte offenbar vermeiden, Hunden ein Futter zu geben, welches kein Wasser enthält (z. B. Trockenfutter), welches wenig Fleisch enthält (z. B. Trockenfutter) oder welches viel Getreide enthält (z. B. Trockenfutter), da sonst nicht gewährleistet werden kann, dass eine ausreichend hohe Konzentration an Salzsäure im Magensaft vorhanden ist, was wiederrum ein Überleben von pathogenen Erregern begünstigt.


 


 



Ergebnis der Betrachtung


Man sollte sich auch wissenschaftliche Arbeiten genau hinsehen, bevor man ihnen Glauben schenkt. Die ausgewertete Arbeit beweist aus meiner Sicht nicht, dass der Verzehr von rohem Fleisch unweigerlich schwere Konsequenzen nach sich zieht. Dennoch stützen Tierärzte und Futtermittelhersteller ihre Argumentation auf derartige Arbeiten und schlussfolgern ganz selbstverständlich, dass rohes Fleisch für eine Art von Kaniden gefährlich sei, nämlich für den Haushund.


Offensichtlich besitzt ein gesunder Hund, der mit Fleisch ernährt wird, einen Magensaft, der pathogenen Erregern kein gutes Überlebensklima bietet. Alles andere wäre auch merkwürdig, denn es gibt auf dieser Welt 270 Arten von Raubtieren, die seit Jahrmillionen ausschließlich rohes Fleisch und teilweise sogar Aas zu sich nehmen. Nur für ein oder zwei Arten (Haushund, Hauskatze) soll diese Form der Ernährung seit kurzem gefährlich sein. Man darf nicht vergessen, dass der Haushund industrielles Futter erst seit Ende des Zweiten Weltkrieges in großer Ausbreitung (in Teilen der Erde bis heute nicht) kennt9 und sich jahrtausendelang mit rohen Schlachtabfällen, Essensresten und Müll „begnügen“ musste. Welcher Bauer hatte bitte schön Zeit, das Fleisch für seine 2 großen Rottweiler zu kochen? Das wurde natürlich roh serviert!


Wären Raubtiere nicht längst ausgestorben, wenn der Verzehr von rohem Fleisch für sie derart gefährlich wäre? 


Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass Millionen von Menschen sich täglich gefährliche Rohwurstprodukte auf ihre Brote legen und nicht nur das: Was ist mit Sushi, Carpaccio oder einem leckeren Mettbrötchen? Das sind Nahrungsmittel, die Tag ein Tag aus millionenfach konsumiert werden, ohne dass dies unweigerlich zu schweren Erkrankungen führt.


Sicherlich, wer sich einen Hund ins Haus holt, wird automatisch mit einer Vielzahl von pathogenen Erregern konfrontiert. Ein Hund ist nun einmal nicht keimfrei, genau so wenig wie eine Notebooktastatur, die man im Zweifel genau so wenig ablecken sollte wie einen Hund... Daher sollte beim Thema Hund lieber ein Auge auf den hygienischen Umgang mit Tier und Futter haben, an Stelle natürliche Nahrung als etwas Gefährliches zu verteufeln.


Und wenn man schon verteufelt, dann bitte flächendeckend, denn nicht nur rohe Produkte enthalten pathogene Erreger: Allein in Kanada und den USA wurden in den letzten Jahren 12 Rückrufaktionen für mit Salmonellen kontaminiertem Fertigfutter durchgeführt.


 


 



Fazit


Rohes Fleisch stellt seit Jahrmillionen die natürliche Nahrungsgrundlage von allen Raubtieren dar. Der nächste Verwandte des Hundes, der Wolf, frisst bei identischem Verdauungssystem ausschließlich rohe Nahrungsmittel. Das mag zwar kein Beweis für die Ungefährlichkeit von frischem, rohem Fleisch für den Hund sein, aber es ist wohl mehr als nur ein Indiz...


 


 


 


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #4: Beim Barfen kann man nicht sicherstellen, dass alle Nährstoffe in jeder Mahlzeit im richtigen Verhältnis vorliegen, deswegen führt BARF zu Fehl-, Unter- oder Überversorgungen

Das ist eine Aussage, die gern von Futtermittelherstellern, aber auch von Tierärzten angebracht wird. Der Hund müsse in jeder Mahlzeit, jeden erdenklichen Nährstoff im exakt richtigen Verhältnis vorfinden. Dies könne nur mit Fertigfutter sichergestellt werden. 


Offenbar scheint aber der Hund einzige Lebewesen auf dieser Erde zu sein, der in jedem Futterbrocken eine homogene Zusammensetzung vorfinden muss, denn weder wild lebende Hunde, noch der Wolf, noch Menschen ernähren sich auf diese Weise…


Man stelle sich vor, man müsste sich Sorgen machen, weil man zum Frühstück nur ein Müsli, mittags Spaghetti mit Tomtensoße und abends einen Salat gegessen hätte: zu wenig Protein, zu wenig Magnesium, zu wenig Calcium, ... Nein, man isst einfach am nächsten Tag zum Frühstück einen Joghurt mit einer Banane, mittags ein Steak mit Kartoffeln un Pilzen und abends einen Käseteller und schon sieht die Ernährungsbilanz über die zwei Tage schon ganz anders aus.


Einen Blick auf die Ernährung (unregelmäßige, oft einseitige Nahrungsaufnahme) des Wolfes, der so eng mit dem Haushund verwandt ist, dass insbesondere der Verdauungskanal nahezu identisch ist, spare ich mir an dieser Stelle. Denn ein Hund ist nun einmal kein Wolf. Der Energiebedarf ist geringer, die Lebensumstände sind völlig anders und ein Chihuahua sieht nun einmal gar nicht aus wie ein Wolf. Betrachten wir lieber ganz konkret den Haushund.


 



Die Ernährung des Hundes in der Vergangenheit


Irgendwann, vor tausenden von Jahren schloss sich der Wolf dem Menschen an und entwickelte sich zum Haushund wie wir ihn heute kennen. Man schätzt, dass es den Haushund  seit etwa 10.000 Jahren gibt.1 Das erste „Fertigfutter“ für Hunde wurde 1860 (Spratt's Patent Meat Fibrine Dog Cakes) entwickelt – also nicht bereits vor 10.000 Jahren. Bis in Industrieländern dessen flächendeckende Ausbreitung begann, vergingen noch einmal fast 100 Jahre, in machen Ländern sogar noch mehr...2 Wie hat der Hund es bloß geschafft, so viele tausend Jahre zu überleben, ohne dass er in jeder Mahlzeit alle Nährstoffe im optimalen Verhältnis vorfand? Wie konnte er nicht nur überleben, sondern sogar so ernährt werden, dass er als Arbeitstier (Schlittenhund, Jagdhund, Zugtier) große Leistungen erbringen konnte?


Nicht nur, dass es nicht alle Nährstoffe im richtigen Verhältnis vorlagen, es gab oftmals überhaupt nichts Gutes. Denn der Hund bekam Essensreste und diese entsprachen natürlich den Lebensbedingungen der damaligen Hundehalter – und die waren nun einmal oft sehr einfach. Kein Mensch achtete darauf, dass Hunde in jeder Mahlzeit alle Nährstoffe im optimalen Verhältnis vorfanden, auch wenn es bereits vor 3.000 Jahren Luxushunde gab, die ganze spezielle Mahlzeiten genießen durften.


Weder in meinem ältesten Hundebüchern (Walther Busack „Die Hunderassen in Wort und Bild“, 1943 oder Prof. Dr. W. F. Donath „Hunde – gesund ernährt“, 1960) noch in modernen, wissenschaftlichen Publikationen (Helmut Meyer/Jürgen  Zentek, „Ernährung des Hundes“, 2010) konnte ich die Anforderung  „alle Nährstoffe in jeder Mahlzeit im richtigen Verhältnis“ finden. Demzufolge scheint eine derartige Rationsgestaltung nicht nötig zu sein.


 


 



Zusammensetzung der Nahrung mit BARF


Man wird nicht in jeder BARF-Mahlzeit alle Nährstoffe im optimalen Verhältnis zusammenstellen können, aber das ist auch gar nicht nötig.


Bayo bekommt an dem meisten Tagen 300 g Muskelfleisch, 140 g Pansen, 100 g Innereien, 100 g fleischige Knochen, 150 g Gemüse, 50 g Fett, 0,9 g Seealgen, ein paar Nüsse/Samen, etwas Bierhefe und 1 EL Omega-3-6-Öl. Damit erhält er fast täglich einen Großteil aller wichtigen Nährstoffe, Energie und auch Ballaststoffe, die er benötigt. 


Von bestimmten Nährstoffen gibt es an einigen Tagen mal mehr, mal weniger. So gibt es an manchmal 100 g Rinderleber (reich an Vitamin A) und dann wieder 100 g Rinderniere (reich an Selen), aber der Bedarf wird über einen Zeitraum von wenigen Tagen dennoch gedeckt.


Einige Kritiker selbst erstellter Futterrationen führen an, dass die stoßweise Deckung des Nährstoffbedarfs zu Problemen führen kann. Dabei nennen sie Beispiele wie ich es auf einer Website fand:

„Beispiel: Die Deckung des Calciumbedarfs über die stoßweise Verabreichung des 10-fachen Tagesbedarfs (z.B. durch Knochenfütterung) alle 10 Tage zu einer ansonsten calciumarmen Ration (mit vielleicht noch falschem Ca:P-Verhältnis) kann die hormonelle Mineralstoff-Regulation (Calcitonin, Parathormon, Cholecalciferol) im Körper aushebeln und die Verwertung anderer Elemente (Kupfer, Zink , die sowieso schon oft unterversorgt sind) behindern.“


Was hat eine derartige Vorgehensweise mit BARF zu tun? Würde ich Bayo nur alle 10 Tage seine Knochenration geben, dann  müsste der arme Kerl fast 1 kg Knochen auf einmal fressen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verstopfung führen würde. Ebenso verhält es sich, wenn man die Innereien-Ration nur alle 10 Tage verabreichte, nur dass diese wahrscheinlich zu Durchfall führen würde. Würde ich Bayo nur alle 10 Tage seine Gemüseration kredenzen, ließe er vermutlich den gefüllten Napf stehen...


Es ist ganz und gar nicht die Idee von BARF, die Einzelbestandteile in derart großen Portionen auf derart lange Zeiträume zu verteilen. Die meisten Barfer füttern die Knochen- oder Innereienportion verteilt auf 3 Tage pro Woche, d. h. der Hund erhält nur an jedem zweiten Tag mal etwas mehr, mal etwas weniger Calcium, aber auf 2 Tage verteilt beträgt das Ca:Ph-Verhältnis wieder 1,5. Das ist einerseits überhaupt nicht mit dem düsteren Szenario zu vergleichen, welches im o.g. Zitat aufgezeigt wird und ist andererseits für einen Körper auch unproblematisch, da der nicht auf einen exakt kontinuierlichen Zufluss sämtlicher Nährstoffe angewiesen ist.


 




Fazit


Es ist gar nicht nötig, dass in jeder Mahlzeit, die ein Hund zu sich nimmt, alle Nährstoffe im optimalen Verhältnis vorliegen müssen. Daher spielt es auch keine Rolle, dass eine BARF-Mahlzeit nicht vollkommen homogen zusammengesetzt ist. Kein Tier auf dieser Welt ernährt sich auf diese Weise. Eher wird über eine abwechslungsreiche Ernährung ein ausgewogener Zufluss an Nährstoffen verteilt auf mehrere Mahlzeiten sichergestellt.


 


 


 


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #5: Rohes Fleisch bzw. Fleisch im allgemeinen löst bei Hunden aggressives Verhalten aus und steigert das Jagdverhalten

Auch diese Vorurteil hält sich nach wie vor sehr hartnäckig. Immer wieder wird davor gewarnt, Hunden rohes Fleisch zu servieren, da dies automatisch Aggressionen hervorrufen kann. Offenbar stellt man sich einen Hund vor, der durch den Genuss von Fleisch in eine Art Blutrausch versetzt wird… Ein Ammenmärchen, welches schon ziemlich alt ist: In einem Hundeernährungsbuch aus dem Jahre 1960 fand ich unter der Überschrift „Sogenannte Volksweisheiten“ den folgenden Satz: „Fleisch macht die Hunde „falsch“ und wild“. Eine Aussage, die der Autor sogleich widerlegt. Seiner Ansicht nach führt eine unsachgemäße Behandlung und schlechte Zuchtauswahl zu Aggressionen und nicht etwa Fleisch.


Auch heute – über 50 Jahre später – gibt es keine Studien, die den Zusammenhang zwischen Rohfleischfütterung und Aggressionen oder Jagdtriebsteigerungen bei Hunden belegen konnten: „Eine Korrelation zwischen der BARF-Fütterung und erhöhter Aggression oder auch verstärkter Jagdleidenschaft wurde in keiner wissenschaftlich belastbaren Studie nachgewiesen, jedoch sollte der Umkehrschluss, dass kein mit Fertigfutter gefütterter Hund zum Jagen neigt, diese These hinreichend widerlegen.“


In Deutschland werden 87% aller Hunde hauptsächlich mit Fertigfutter ernährt, 11% aller Hunde erhalten Fertigfutter zusätzlich zu anderer Nahrung. Tausendfach pro Jahr ereignen sich Beißvorfälle. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass diese Angriffe ausschließlich von Hunden ausgehen, die rohes Fleisch bekommen haben, wenn doch die meisten Hunde doch Fertigfutter erhalten…? Mangels Datengrundlage lässt sich diese Frage nicht beantworten, aber es gibt natürlich wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Futter und Aggression.


 


 

Der Zusammenhang zwischen Fütterung und Aggressionen


Aggressionen bei Hunden können sehr vielfältige Ursachen haben: so werden genetische oder biochemische Ursachen angeführt, aber auch krankheitsbedingte Ursachen (Aggressivität in Verbindung mit bestimmten Erkrankungen). Traumata können Aggressionen auslösen, aber auch Angst und Schmerz. Ohne vertiefend auf die Ursachen eingehen zu wollen, spielt aber interessanterweise auch die Ernährung eine Rolle:

„So fördern größere Mengen qualitativ minderwertiger Eiweiße die Neigung zu gesteigerter Aggressivität bzw. zu ausgeprägter Territorialverteidigung. In diesem Zusammenhang kommt dem Ammoniak und den Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan besondere Bedeutung zu, da sie die Bildung von Metaboliten beeinflussen, die für das Verhalten von Hunden bedeutsam sind.“


Für Hunde minderwertige Eiweiße sind aufgrund ihrer ungünstigen Aminosäurenzusammensetzung z. B. Futtermittel pflanzlicher Herkunft (z. B. Maiskleber, Weizenkleber) wie sie oft in kommerziellen Fertigfuttern in großen Anteilen vorkommen. In diesen Futtermitteln kommt wenig Tryptophan, dafür aber verhätlnismäßig mehr lange, neutrale Aminosäuren (LNAA) wie z.B. Tyrosin vor. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure die vor allem in Fleisch, Milchprodukten und Eiern vorkommt, weniger jedoch in Getreide[6]. Als biosynthetische Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin (im Volksmund bekannt als Glückshormon), hat es u.a. Auswirkungen auf die Stimmung eines Lebewesens. Eine verminderte Serotoninbildung kann möglicherweise zu einer aggressiveren Reaktion auf Reize führen.


 



Glücklicher durch optimales Aminosäurenprofil


Wie aber kann die Rationsgestaltung einen Einfluss auf die Serotoninfreisetzung haben? Die meisten Proteine haben einen geringen Tryptophan-Anteil (Trp) und einen hohen Anteil an LNAA. Diese LNAA konkurrieren mit Tryptophan um das gleiche Transportsystem durch die Blut-Hirn-Schranke, sodass die Fütterung proteinreicher Nahrung den Trp:LNAA Quotienten erniedrigt und den Transport von Tryptophan durch die Blut-Hirn-Schranke verringert. Je schlechter das in der Nahrung vorliegende Verhältnis zwischen Trp und LNAA ist, desto ausgeprägter ist dieser Effekt. Diäten mit geringerem Eiweißgehalt (aber entsprechendem Fett- oder Kohlenhydratgehalt) und besserer Aminosäurenzusammensetzung führen im Gegensatz dazu zu einem höheren Trp:LNAA Quotienten, der den Transport von Tryptophan über die Blut-Hirn-Schranke fördert.


 


 

Der Einfluss von Energieträgern


Und welchen Einfluss haben Kohlenhydrate oder Fett? Kohlenhydratreiche Rationen stimulieren die Insulinsekretion. Das vermehrt ausgeschüttete Insulin steigert die Aufnahme derjenigen LNAA in die Muskelzellen, die mit Tryptophan in das Gehirn gelangen. Da nun der Trp:LNAA Quotient höher ist, gelangt mehr Tryptophan in das Gehirn. In Bezug auf den Fettgehalt der Nahrung findet ein anderer Prozess statt: Die Erhöhung freier Fettsäuren im Blut nach der Nahrungsaufnahme führt zur Verdrängung des an Albumin gebundenen Anteils von Tryptophan. Das so freigesetzte Tryptophan wird vermehrt in das Gehirn transportiert und steht nun aus diesem Grund vermehrt für die Synthese von Serotonin zur Verfügung. Im Übrigen hat auch der im Zusammenhang mit BARF oft praktizierte Fastentag einen positiven Effekt auf die Stimmung des Hundes, denn Tierversuche belegen, dass es bei kurzzeitigem Fasten zu einer erhöhten Tryptophanverfügbarkeit im Gehirn und daher zu einer gesteigerten Serotoninsynthese kommt.


 


 

Weniger Aggression nach Futterumstellung


In Studien wurde übrigens eine Verbesserung der Aggressionsprobleme bei Hunden durch das Umstellen der Fütterung auf eine selbst zubereitete Schonkost auf Lammfleischbasis mit geringem Proteingehalt beobachtet. Ob die Verbesserung aufgrund mangelnder Zusatzstoffe (Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker im Trockenfutter) oder der Veränderung der Proteinquelle eingetreten ist, konnte nicht abschließend geklärt werden.[9]Interessant ist jedoch: die Hunde waren aggressiver als sie noch kommerziell hergestelltes Futter bekamen.


Zusammenfassend kann man sagen: Ein Hund, der eine auf Fleisch basierende Nahrung zu sich nimmt, in der er eine optimale Aminosäurenzusammensetzung und zudem einen niedrigen Proteingehalt (siehe BARF-Mythos #1) sowie ausreichend Fett vorfindet, wird weniger wahrscheinlich aggressiv sein als ein Hund, der aufgrund des hohen Anteils pflanzlicher Proteine im kommerziellen Fertigfutter eine ungünstige Aminosäurenzusammensetzung in seiner Nahrung und dafür einen höheren Proteingehalt vorfindet, auch wenn dieser hohe Anteile an Kohlenhydraten zu sich nimmt.


 


 


 Andere fütterungsbedingte Aspekte


Ein weiterer Aspekt, der zwar nicht isoliert im Zusammenhang mit Fleisch, allerdings mit einer optimalen Fütterung steht und Aggressionen auslösen kann, ist Schmerz. Es ist hinlänglich bekannt, dass Schmerzen Aggressionen verursachen können. Es gibt viele Hunde, die kommerzielle Futtermittel nicht vertragen. Sie reagieren mit Unverträglichkeiten und Allergien auf Getreide, Futtermilben, Zusatzstoffe oder sogar bestimmte Fleischsorten, die sich durch Magen-Darm-Probleme oder Hautreaktionen bemerkbar machen. Natürlich verursachen derartige Unverträglichkeiten oftmals auch Schmerzen und diese können eben auch ein aggressives Verhalten nach sich ziehen. Mit BARF ist es relativ einfach, sich auf die Bedürfnisse eines Hundes einzustellen und Futtermittel zu vermeiden, die der Hund nicht verträgt und die ihm Schmerzen bereiten. Bei einem kommerziellen Futter ist das vollkommen unmöglich, da nicht nachvollziehbar ist, welche Zutaten sich nun genau im jeweiligen Futter wiederfinden. Das erschwert erstens die Suche nach dem Auslöser der Unverträglichkeit und zweitens natürlich dessen Vermeidung bei der Fütterung.


 



Fazit


Rohes Fleisch macht Hunde nicht aggressiv. Ganz im Gegenteil: Eine getreidebasierte Nahrung wie sie oft mit kommerziellem Hundefutter zugeführt wird, fördert die Entstehung von Aggressionen, da wichtige Aminosäuren im Futter fehlen. Eine fleischbasierte, natürliche Enrährung hingegen kann Aggressionen sogar verringern, weil die Aminosäurenzusammensetzung der Nahrung besser ist.


 


 


 


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #6: BARF sei viel zu kompliziert, denn kein normaler Mensch ist in der Lage, einen Futterplan für seinen Hund ohne die Hilfe eines Tierarztes zu erstellen. Man muss schließlich alle Bedarfswerte auswendig lernen und komplizierte Berechnungen anstellen. Außerdem ist BARF viel zu zeitaufwendig, da man jede einzelne Zutat abwiegen muss

Dies ist ein Vorurteil gegenüber BARF, was sich leider auch sehr hartnäckig hält. Aber stimmt das? Muss man Veterinärmedizin studiert haben, um in der Lage zu sein, das Hundefutter selbst zuzubereiten? 


Man sollte sich in diesem Punkt fragen, wie Hunde gefüttert wurden, bevor es Fertigfutter gab und wie Hunde in Gegenden überleben, in denen es noch heute kein Fertigfutter gibt. Wie um Himmels Willen fütter(te)n diese Leute ihre Hunde?


Nun werden Kritiker gleich wieder aufschreien, dass diese Menschen halt sehr viel falsch mach(t)en bei der Fütterung und dass die Lebenserwartung der Hunde durch die Einführung von Fertigfutter schließlich gestiegen sei, weil nun die Nahrung „zu jeder Mahlzeit im optimalen Verhältnis“ vorliegt. Nun, das stimmt leider nicht wirklich. Der älteste bekannte Hund wurde 29 Jahre alt und bekam nie Trockenfutter zu Gesicht. Er starb 1939 – damals gab es noch gar kein Fertigfutter. Auch der zweitälteste Hund der Welt bekam kein Fertigfutter. Aber auch eine aktuelle Studie zeigt, dass die Lebenserwartung von Hunden wesentlich höher – im Schnitt um 3 Jahre (!) verlängert – ist, wenn ein Hund nicht mit industriellem Futter, sondern ausschließlich mit einer selbst erstellten Ration ernährt wird. So falsch und schwer kann es also offenbar gar nicht sein, das Futter für den geliebten Vierbeiner selbst zu erstellen...


Die Futterration für einen Hund selbst zu erstellen, ist nicht kompliziert. Unsere Vorfahren haben es auch geschafft. Natürlich kann man nicht einfach Gehacktes in den Napf geben und denken, der Hund sei damit gut ernährt. Aber wenn man sich an ein paar grundlegende Dinge hält und den Hund abwechslungsreich ernährt, dann kann man gar nichts falsch machen. 


Dieses Grundlagenwissen muss man sich aber unbedingt aneignen! Dazu ist es nicht notwendig, ein kompliziertes, wissenschaftliches Buch zu lesen. Ich empfehle dafür entweder das Buch „Das BARF-Buch“ von Nadine Wolf oder aber das insgesamt 78-Seiten umfassende Büchlein von Swanie Simon (Beide finden Sie bei uns im Laden). Hat man das gelesen, ist man sehr gut gewappnet und muss keine Angst haben, Fehler zu machen.


 


 

Die Grundlagen – unkompliziert & kurz erklärt


Ein Hund ist kein reiner Fleischfresser, er ist ein Beutefresser. Daher macht es keinen Sinn, ihn ausschließlich von Tartar zu ernähren. Um eine sinnvolle Aufteilung der Zutaten vorzunehmen, muss man keine komplizierte Berechnung vornehmen. Man orientiert sich einfach an einem möglichen Beutetier, z. B. an einem Hasen oder einem Schaf. Ein Beutetier besteht ja nicht nur aus Muskelfleisch, es hat auch Knochen, Innereien, Fell usw. In all diese Bestandteilen stecken verschiedene, wichtige Nährstoffe. Ohne jetzt vertiefend darauf einzugehen, sollte die Ration eines gesunden Hundes ungefähr folgendermaßen aufgeteilt sein:


Die Ration sollte zu 70-80 % aus tierischen Zutaten bestehen. Die restlichen 20-30 % des Futters bilden pflanzliche Inhaltstoffe – denn frei lebende Hunde fressen auch den Kot von Pflanzenfressern bzw. das Fell des Beutetiers – mit den Faserstoffen versucht macht, diesen Umstand nachzuahmen, außerdem liefern sie wichtige Nährstoffe und im Fall von Getreide auch Energie. 


Der Anteil der tierischen Inhaltsstoffe sollte auch sinnvoll aufgeteilt werden: ca. 50 % durchwachsenes Muskelfleisch, 20 % Pansen/Blättermagen, 15 % Innereien und 15 % Rohe, fleischige Knochen (½ Knochen, ½ Fleisch). Warum ist das so? Ganz einfach: Ein Beutetier besteht zu 5-14 % aus reinen Knochen. Bei großen Tieren (eher hoher Knochenanteil), könnte ein Hund nicht alle Knochen fressen, bei kleinen Tieren (eher niedriger Knochenanteil) schon. Daher geht man von einem Mittelwert aus. 


Ebenso verhält es sich mit den anderen Komponenten – sowohl Innereien als auch Muskelfleisch liegen nun einmal in einem gewissen Anteil ganz natürlich im Beutetier vor. Orientiert man sich daran, ist das Verhältnis optimal, da ein Hund in der Natur auch keine andere Kombination (wie etwa Unmengen an Innereien oder Knochen) vorfinden würde. 


Nun muss man nur noch darauf achten, nicht immer die selben Zutaten zu verfüttern, sondern bei Fleischsorten, Innereien, Knochen und Gemüse auf Abwechslung zu achten. Da man keine ganzen Beutetiere füttern kann, ergänzt man das Futter mit einem hochwertigen Öl, Lebertran, rohen Eiern und ein paar Kräutern, Nüssen/Samen und Algen. Das war´s schon.


Komplizierter wird es eigentlich nur, wenn der Hund krank ist und man z. B. im Rahmen einer Nierendiät oder weil der Hund allergisch auf gewisse Futtermittel reagiert, auf spezielle Anforderungen achten muss. Aber bei derartigen Spezialfällen kommt aber auch kein Fertigfutter in Frage…


 



Ist diese Ration denn bedarfsdeckend?


Ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe eine so erstellte Ration im Hinblick auf Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Aminosäuregehalt nach den Bedarfswertangaben des NRC zu überprüfen. Und? Überraschung: alle Nährstoffe liegen bedarfsgerecht vor! Also weder eine Unter- noch eine Überdeckung. Ganz ohne tägliches Abwiegen, nachrechnen und auch ganz ohne veterinärmedizinisches Studium. Im Vergleich habe ich übrigens die Bedarfsdeckung durch ein von Tierärzten empfohlenes Trockenfutter betrachtet. Ergebnis: Unterdeckung einiger Mineralien, massive Überdeckung bei einigen Nährstoffen. Mehr dazu hier.


Am Anfang ist man natürlich noch unsicher. Ständig ist man in Sorge, Fehler zu machen und man ist versucht, alles abzuwiegen, auszurechnen und zu hinterfragen. Aber mit der Zeit stellt sich eine gewisse Routine ein und man hat irgendwann ganz gut im Blick, wie viel ungefähr 300 g Muskelfleisch sind. Ich kann mittlerweile sogar 0,9 g Algen ohne Waage ziemlich genau treffen und meinen letzten ausgedruckten Futterplan für die Hunde, habe ich vor einigen Jahren von der Wand genommen. Geändert hat er sich übrigens nicht: Auch wenn ich über die Jahre mehr dazu gelernt und viel gelesen habe – eine Anpassung meines Futterplans war nie nötig.


 


 



Der Zeitaufwand


Es ist natürlich richtig: es ist viel zeitsparender, einen Futtersack zu öffnen, einen Messbecher voll Futter zu entnehmen und dem Hund zu kredenzen. Keine Frage – praktischer geht es gar nicht. Aber ist BARF wirklich so inakzeptabel zeitaufwendig? Ich habe mal die Zeit berechnet, die ich damit verbringe, die Hunde zu füttern – von der Bestellung des Fleischs im Internet, über das Einsortieren des Fleischs in den Gefrierschrank und den Gang in den Keller, um es wieder hervorzuholen, bis hin zum Pürieren des Gemüses und dem letztendlichen Anrichten des Menüs. Es sind 7 Minuten pro Tag. Schreiben von Blogbeiträgen mal nicht eingerechnet ;-)


Natürlich hängt diese Zahl davon ab, woher man die Zutaten bezieht – kauft man Fleisch beim Schlachthof, dauert alles länger und hat man dazu noch keine Gefriertruhe, wird es nahezu unmöglich. Die meisten Barfer bestellen aber portioniertes, rohes Fleisch im Internet und lagern es bequem in einer Kühltruhe ein.


Und ja, 7 Minuten sind mehr als 2 Minuten, die man vielleicht für den Kauf und die „Zubereitung“ eines Fertigfutters benötigt. Aber wer nicht einmal 5 Minuten mehr Zeit am Tag für seinen Hund aufbringen möchte, der sollte sich ernsthaft darüber Gedanken machen, ob ein Haustier das Richtige ist. Denn Spaziergänge, Ausbildung, Fellpflege usw. nehmen weitaus mehr Zeit in Anspruch… Wer natürlich darauf aus ist, sehr viel Zeit zu sparen, soll ruhig zum Fertigfutter greifen: wenn der Hund eine verkürzte Lebenserwartung hat, spart man so richtig viel Zeit ein ;-)


 


 



Fazit


Barfen ist weder sonderlich kompliziert, noch ist es unerträglich zeitaufwendig. Man sollte sich allerdings unbedingt gewisses Grundlagenwissen aneignen, um Fehler bei der Fütterung zu vermeiden. Dazu reicht es aus, ein Buch zum Thema zu lesen. Man sollte auch keine Religion aus dem Thema machen. Es geht ja nur darum, einen Hund zu füttern. Nicht mehr und nicht weniger.


Sicherlich ist die Fütterung von Fertigfutter wesentlich einfacher, aber sie kann eben auch Nachteile wie eine geringere Lebenserwartung nach sich ziehen. Und außerdem: wer möchte den jeden Tag das Gleiche essen? Also ich nicht…


 


 


 


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #7: BARF geht auch ohne Obst & Gemüse

Wenn es um pflanzliche Zutaten in der Ernährung von Hunden geht, scheiden sich die Geister. Man findet alle Extreme: Von der komplett veganen Ernährung eines Hundes, über riesige pflanzliche Anteile im Futter bis hin zur reinen Fleisch-, Knochen- und Innereienfütterung.


Manch einer argumentiert, der Hund sei im Laufe der Domestikation derart an pflanzliche Kost gewöhnt worden, dass es überhaupt kein Problem sei, den Hund hauptsächlich oder gar vollständig damit zu versorgen. Andere meinen, der Hund sei wie sein Vorfahre der Wolf kein reiner Fleischfresser und daher müsse er auch pflanzliche Inhaltsstoffe zu sich nehmen, schließlich würde der Wolf gleich zuerst den Mageninhalt seiner Beute fressen (das ist eine Mär, die sich hartnäckig hält: der Mageninhalt wird vom Wolf verschmäht, wenn das Beutetier nicht zu klein ist). Und die nächste Gruppe ist der Meinung, dass Wölfe nur dann pflanzliche Nahrung zu sich nehmen, wenn es nicht anders ginge – also in Notsituationen, weshalb man einem Hund dies nicht zumuten müsse.


Nun, die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Beim Barfen geht es darum, die natürliche Nahrung eines Beutefressers nachzustellen. Da dieser seine Beute mit Haut und Haar frisst und zudem auch noch Kot von Pflanzenfressern oder Beeren und Gras, sollte man auch bei BARF entsprechende schwer verdauliche Komponenten bereitstellen. In Studien wurde der Kot von Wölfen untersucht. Aus einer dieser Studien geht z. B. hervor, dass sich in der Losung der Tiere 0,3 % Beeren, 1,9 % Pflanzenmaterial und etwa 3,4 % anderen Bestandteile wie Blätter, Äste und Steine befinden. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem Anteil dieser Dinge in der Nahrung, denn im Kot sind schließlich nur die unverdaulichen Reste von Nahrung nachweisbar. Das bedeutet, dass ein Wolf weit mehr als 0,3 % Beeren aufnehmen muss, um im Kot 0,3 % nachweisen zu können.

Warum Wölfe "freiwillig" Pflanzenmaterial und andere unverdauliche Bestandteile aufnehmen, ist nicht bekannt. Man vermutet, dass diese Dinge den Darm von Parasiten und Haaren befreien oder als Brechmittel dienen.


 



Ballaststoffe beeinflussen die Verdauung


Egal, welcher Theorie man glauben schenken mag, Fakt ist, dass Hunde einen gewissen Teil an schwer- bzw. unverdaulichen Nahrungskomponenten benötigen. Diese erhöhen nämlich de Füllungsdruck im Verdauungskanal und fördern damit die Darmperistaltik und –passage. Man geht davon aus, dass ein Anteil von 1–1,5 % Rohfaser in der Trockenmasse des Futters vollkommen ausreichend ist.


Außerdem benötigen Hunde unverdauliche Faserstoffe zur Gesunderhaltung der Darmflora, da sich die "guten" Darmbakterien mittels mikrobieller Fermentation von bestimmten Faserstoffen ernähren.


Hohe Fasergehalte finden sich vor allem im Getreide, insbesondere in Kleie, aber auch in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen. Allerdings führt man mit Getreide und Hülsenfrüchten dem Hund auch nicht unerhebliche Anteile minderwertiger Proteine zu, was negative Konsequenzen haben kann, weshalb sich Obst, Gemüse und in kleinen Mengen Nüsse sowie Samen besser als Rohfaserflieferanten eignen.


Wird der Anteil an Rohfaser zu groß, hat das wiederum Nachteile für den Hund, denn dadurch wird die Verdaulichkeit des Futters gesenkt. So geht mit einer Zunahme des Rohfasergehalts im Futter um 1 % in der Trockenmasse, die Verdaulichkeit des organischen Futteranteils um 1,6 % zurück.


Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Kotmenge: Je mehr unverdauliche Substanzen in der Nahrung sind, desto mehr muss der Hund natürlich wieder ausscheiden. Dabei können die Auswirkungen recht heftig sein – ein Absinken der Verdaulichkeit um etwa 10 % kann zu einer Verdoppelung der Kotmenge führen.


Bei BARF muss man sich diesbezüglich jedoch keine Gedanken machen: Auch wenn der Anteil an Obst und Gemüse mit 20 % auf den ersten Blick recht hoch erscheint, sollte man sich vor Augen halten, woraus Obst und Gemüse hauptsächlich besteht, nämlich aus Wasser. Ein Apfel beispielsweise besteht zu 84 % aus Wasser, zu 0,2 % aus Fett, 0,3 % aus Rohprotein, 0,3 % aus Rohasche und 0,8 % aus Rohfaser. Das bedeutet, dass z. B. ein 30 kg Hund, für den in einer BARF-Ration etwa 120 g Obst und Gemüse am Tag vorgesehen sind, insgesamt etwa 1–2 g Rohfaser am Tag aufnimmt. Demnach wird weder die Verdaulichkeit des Futters negativ beeinflusst, noch die Kotmenge drastisch erhöht. Den größten Einfluss haben diese Komponenten wohl eher auf den Wasserhaushalt des Körpers.


 


 

Liefern Obst & Gemüse nicht auch wichtige Nährstoffe?


Viele Leute sind der Meinung, dass der pflanzliche Anteil in einer BARF-Mahlzeit äußerst wichtig wäre, um eine ausreichende Versorgung des Hundes mit wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten. Sie stehen daher stundenlang in der Küche und schneiden und pürieren 100 verschiedene Obst- und Gemüsesorten, um die Vitaminversorgung sicherzustellen. Das ist aber gar nicht nötig. Ein Hund ist ein Beutefresser. Die wichtigsten Nährstoffe zieht der Hund daher aus Fleisch, Innereien und Knochen. Lässt man den pflanzlichen Anteil in der Nahrung weg, fehlt es dem Hund an keinem einzigen essenziellen Nährstoff, denn in den tierischen Komponenten ist alles enthalten, was er benötigt. Einzig Vitamin C findet sich nur in geringen Mengen darin. Aber gesunde Hunde benötigen das noch nicht einmal, denn sie können es selbst synthetisieren.


 


 

Wozu dann Obst & Gemüse füttern?


Nun könnte man schlussfolgern, dass man sich das Pürieren von Obst & Gemüse gänzlich sparen und dem Hund einfach Cellulose ins Futter geben könnte, damit er genügend Ballaststoffe zu sich nimmt. Ganz so wertlos sind Obst & Gemüse aber dann doch nicht. Sie sind zwar nicht in erster Linie für die Nährstoffversorgung notwendig, aber sie liefern eine ganze Reihe sekundärer Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können, denn viele dieser bioaktiven Substanzen haben gesundheitsfördernde Eigenschaften.


  • So wirken z. B. Carotinoide, die vor allem in Karotten, Aprikosen, Grünkohl, Spinat und Kopfsalat vorkommen antioxidativ, immunstimulierend, antikanzerogen und verhindern Zellkernschädigungen.
  •   Phytosterine, die vor allem in Samen wie z. B. Sonnenblumenkernen oder Sesam zu finden sind, wirken ebenfalls krebshemmend und zudem Cholesterin-senkend.
  • Auch Saponine (Hülsenfrüchte, Spinat, Knoblauch) haben gesundheitsfördernde Eigenschaften und wirken antikanzerogen, antimikrobiell, Cholesterin-senkend, immunmodulierend und entzündungshemmend.
  • Phenolsäuren und Flavonoide, die in fast allen Pflanzen vorkommen, sind ebnso antikanzerogen, antimikrobiell und antioxidativ.
  • Monoterpene, die vor allem in Obstsorten wie Äpfeln, Aprikosen, Himbeeren oder Heidelbeeren zu finden sind, wirken antikanzerogen.
  • Sulfide (wie sie z. B. in Knoblauch vorkommen) haben ein breites Wirkungsspektrum und sind antikanzerogen, antimikrobiell, antioxidativ, antithrombotisch, immunmodulierend, entzündungshemmend, Cholesterin-senkend und verdauungsfördernd, indem sie den Speichelfluss und die Magensaftsekretion und die Darmperistaltik anregen. Außerdem haben sie im Fall von Knoblauch auch eine anthelminthische (gegen Würmer) Wirkung.

 


 


Warum muss man das Gemüse pürieren?



Zum einen ist es so, dass viele Hunde eine ganze, rohe Karotte im Napf liegen lassen würden, hingegen das pürierte Gemüse, was am Fleisch klebt, mitgefressen wird. Zum anderen ist es so, dass bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe besser aufgenommen werden können, wenn die Zellwände der Pflanzen zerschlagen sind. Das ist auch die Voraussetzung dafür, dass Hunde einige Nährstoffe aus dem Obst und Gemüse aufnehmen können. Das brauchen die Tiere zwar nicht zwingend, um den Nährstoffbedarf zu decken, aber es schadet sicher nicht. Zum Pürieren eignen sich ganz normale Pürierstäbe, günstige Standmixer oder die etwas teureren Blender, mit denen sich das gesundheitsbewusste Frauchen oder Herrechen auch noch selbst einen Smoothie machen kann.


 


 



Mein Hund frisst sein Gemüse nicht


Es gibt einige Vierbeiner, die vegetarische Komponenten in ihrem Futter verweigern und ihr Gemüse weder roh, noch gekocht fressen wollen. Keine Panik. Auch dafür gibt es eine Lösung. Wie bereits ausgeführt benötigen Hunde Grünzeug nicht zur Nährstoffversorgung, sondern als Ballaststofflieferanten. Die kann man z. B. auch mit Flohsamenschalen zuführen. Der Vorteil von Flohsamenschalen ist, dass sie im Gegensatz zu Weizenkleie & Co. in der Regel auch von Allergikern vertragen werden und dass man nur sehr geringe Mengen davon braucht. Und keine Angst, sie haben rein gar nichts mit Flöhen zu tun. Und die im Gemüse befindlichen sekundären Pflanzenstoffe kann man auch über eine Kräutermischung zuführen.


 


 



Fazit


Hunde benötigen einen gewissen Anteil Rohfaser in ihrer Nahrung, der jedoch nicht zu hoch sein sollte, weil sonst die Verdaulichkeit des Futters insgesamt absinkt. Obst und Gemüse sind gute Rohfaserquellen und liefern außerdem sekundäre Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Aus diesem Grund ist es durchaus sinnvoll, Hunden eine gute Mischung aus rotem (z. B. Beeren), gelben (z. B. Karotten, Aprikosen) und grünem (z. B. Spinat, Feldsalat, Grünkohl) Obst & Gemüse und außerdem auch in geringen Mengen Dinge wie Knoblauch oder Nüsse und Samen anzubieten. Was Hunde nicht fressen sollten, ist hier zu finden.


 


 


 


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #8: Vom BARFen wird der Hund nicht satt oder auch: Mein Hund frisst mir die Haare vom Kopf

 


Immer wieder liest man in Internetforen, dass Hunde mit den „normalen“ Futtermengen, die man bei BARF üblicherweise ansetzt (2‒4 % des Körpergewichts: große Hunde eher 2‒3 %, kleine eher 3‒4 %) nicht zurechtkommen und trotzimmenser Futtermengen abnehmen. Die Hunde fressen dann meist utopisch große Fleischberge und sind dennoch zu dünn. Wie kommt es dazu und wie kann man entgegenwirken?


Die Erklärung ist eigentlich recht einfach: dem Hund fehlt es meist an Energie! Denn viel Futter heißt im  Umkehrschluss nicht unbedingt auch viel Energie.


Der Grund für die Energiearmut so mancher BARF-Portion ist das menschliche Bestreben, möglichst mageres Fleisch zu füttern, weil Fett schlichtweg in unseren Köpfen als „böse“ verankert ist. Nur zu gern kaufen wir für uns selbst fettreduziertes Essen, schneiden die Fettränder vom Fleisch ab und züchten sogar Schlachttiere, die möglichst wenig davon haben. So kommt es auch dazu, dass in vielen BARF-Läden oder –Shops recht mageres Fleisch angeboten wird. Für den Hund ist das aber fatal, denn Fett ist für ihn die Energiequelle Nummer 1!


 


 

Wieso ist Fett so wichtig für den Hund?


Während eine stark kohlenhydratreiche Ernährung für Hunde negative Folgen hat, hat fettreiches Futter für einen gesunden (!) Hund keinerlei unerwünschte Konsequenzen. Fett wird von Hunden in sehr großen Mengen verwertet (bis zu 10 g Fett pro kg KM haben keinen nachteiligen Einfluss – auch keine Risikoerhöhung für Pankreatits), ist effizient, weil es wesentlich mehr Energie liefert als Kohlenhydrate (nämlich 9,3 kcal an Stelle von nur 4,1 kcal), es dehnt sich im Magen nicht aus (was ein Vorteil ist, wenn man einer Magendrehung vorbeugen will) und die Akzeptanz ist bei Hunden meist sehr groß, d. h. sie fressen es sehr gern. Außerdem liefert Fett natürlich auch essenzielle Fettsäuren, die der Hund selbst nicht bilden kann. Einen Kohlenhydratbedarf haben Hunde hingegen nicht.


Dem Beutetierkonzept bei BARF folgend, ist ein angemessener Fettanteil ausschlaggebend. Bei Wildtieren liegen dabei der saisonal bedingt unterschiedliche Fettgehalt vor. Es ist also sinnvoll, hier einen Jahresdurchschnitt zu berücksichtigen. Betrachtet man z. B. den Körperfettgehalt von wilden Hirschen, so beträgt der zwischen 5 und 15 % bezogen auf das Körpergewicht ohne Darminhalt (siehe z. B. "Validation of mule deer body composition using in vivo and postmortem indices of nutritional condition"). Dieser Wert sollte auch bei BARF ungefähr abgebildet werden, um negative Konsequenzen zu vermeiden.


Füttert man nur mageres Fleisch, hat der Hund schnell ein Problem. Denn Eiweiß soll dem Hund nicht als Energiequelle dienen, weil bei der Verstoffwechselung von Eiweiß Abbauprodukte entstehen. Das ist zwar völlig normal, aber wenn der Hund überwiegend Eiweiß zur Energieversorgung nutzen muss, dann entstehen zu viele Eiweißabbauprodukte und das überfordert auf Dauer Leber und Nieren. Schon allein aus diesem Grund sollte man fettes Fleisch füttern. Es sollte mindestens 15‒25 % Fett, bezogen auf den Muskelfleischanteil enthalten. Das sollte nicht verwechselt werden mit dem Fettgehalt der Gesamtration. Der ist dann natürlich etwas niedriger, weil die anderen Zutaten (z. B. Pansen oder Innereien) viel weniger Fett enthalten.


Vor allem wenn der Hund allergiebedingt nur Geflügelfleisch oder Pferdefleisch fressen darf, muss man darauf achten, dass der Hund genug Energie bekommt, denn diese Fleischsorten sind ganz besonders fettarm. Oftmals findet man leider keine Angabe zum Fettgehalt des Fleisches. Daher muss man sich auf den optischen Eindruck verlassen. Das Fleisch sollte gut marmoriert sein oder einen großen Fettrand haben.


Nun muss man aber nicht in Panik geraten, weil der BARF-Shop in dem man einkauft, nur mageres Fleisch anbietet oder der Hund Allergiker ist und nur Pferd fressen darf. Die Lösung für das Problem ist sehr einfach: Wenn das Fleisch zu mager ist, gibt man ganz einfach Fett hinzu. Man kann für diesen Zweck Geflügel- oder Lammfett, Pferdefett oder Rindertalg einsetzen. Man kann auch Schweineschmalz geben, allerdings ist frisches, naturbelassenes Fett besser. Butterfett, Palmkernfett oder Kokosöl sollte man wegen ihrer abführenden bzw. Brechreiz erregenden Wirkung nicht in größeren Mengen füttern.


 


 


Was kann man tun, wenn das Fleisch zu mager ist?


Man muss nur eine kleine Anpassung in der Ration vornehmen. Angenommen, der Futterplan sieht 240 g durchwachsenes Muskelfleisch vor und das Fleisch, was gerade zur Verfügung steht, hat nur 5 % Fett. Das wäre z. B. bei magerem Rindfleisch der Fall. Dauerhaft sollte aber wie bereits erwähnt, Fleisch mit mindestens 15 % Fettanteil verwendet werden. In dem Fall würde man das Fleisch mit ca. 25 g Fett ergänzen und diese 25 g dann beim Muskelfleisch abziehen. Das bedeutet, man füttert ca. 215 g Muskelfleisch und 25 g extra Fett, was in Summe dann wieder eine Fleischmenge von 240 g ergibt. Diese Gesamtmenge verfügt dann über einen ausreichend hohen Fettanteil.


Man sollte übrigens nicht von heute auf morgen große Mengen Fett zum Futter hinzugeben, sondern dem Organismus eine Chance geben, sich an die erhöhte Fettzufuhr zu gewöhnen. Ein Hund, der z. B. jahrelang Trockenfutter bekommen hat (sehr viele Kohlenhydrate, moderater Fettanteil), dann auf eine zu magere Version von BARF umgestellt wird und dann auf einmal viel Fett bekommen soll, könnte ein Problem mit der Bauchspeicheldrüse entwickeln, wenn man so vorgeht. Daher sollte man die Fettmenge langsam, über einen längeren Zeitraum steigern und nicht sofort die maximale Menge füttern. Man muss sich ja auch an die Menge herantasten, die der Hund benötigt. Gleichzeitig sollte man natürlich die Futtermenge wieder auf ein normales Maß herunterfahren. Ziel der Anpassung war schließlich, dass der Hund nicht mehr so viel magere Zutaten fressen muss, um sein Gewicht zu halten.


Natürlich kann man die Energiemenge im Futter auch durch die Gabe von Kohlenhydraten erhöhen. Vor allem bei nimmersatten Hunden macht es Sinn, zusätzlich z. B. noch etwas Reis anzubieten, weil dadurch die Futtermenge erhöht wird (hier hat die Ineffizienz der Kohlenhydrate hinsichtlich des Energiegehaltes einen Vorteil).


 


 


Wie erkenne ich den Fettgehalt?


Nicht immer steht der Fettgehalt des Fleisches auch auf der Packung. Kauft man direkt beim Schlachthof ein, so weiß man oft nicht, wie hoch der Fettanteil ist. Es ist nicht relevant, den Fettanteil ganz genau einzuschätzen, eine grobe Richtung ist vollkommen ausreichend. Dazu kann man sich am Fettgehalt von anderen Fleischsorten orientieren, indem man einfach mal einen Blick in die Regale im Supermarkt wirft: Hühnerbrust ist sehr mager und hat nur ca. 1 % Fett, wogegen zum Beispiel Hackfleisch eher 20-25 % Fett hat - man erkennt dort das Fett. Das kann man mit bloßem Auge sehen. Wer unsicher ist, kann einfach mal ein paar Packungen Fleisch im Supermarkt in die Hand nehmen und einen Blick auf das Label werfen. So bekommt man etwas Übung.


 


 


Wie erkennt man, dass der Hund zu wenig Energie zu sich nimmt?


Man kann den wahren Energiebedarf eines Hundes leider nicht berechnen. Auch wenn einige Leute das gern behaupten und es natürlich für Hunde Formeln dafür gibt – eine korrekte Berechnung ist nicht möglich, denn derartige Werte sind immer nur eine Orientierung, die auf das einzelne Lebewesen gar nicht zutreffen muss. Zwar kann man den Energiegehalt des Futters abschätzen (auch da müssen Schätzwerte herhalten, denn es gibt zwar Kalorientabellen, aber letztendlich weiß man eben nicht, wie viel Energie das Stück Fleisch hat, was nun gerade im Napf landet) und auch den Kalorienbedarf „berechnen“ (Hunde im Erhaltungsstoffwechsel benötigen etwa 0,5 MJ umsetzbare Energie pro kg KM^0,75 pro Tag), aber ich kenne keinen Hund, auf den die Werte zutreffen ;)


Und nun? Tja, man muss hier mit Augenmaß vorgehen, seinen Hund beobachten und kann als Orientierungshilfe eben die Empfehlung 2‒4 % des Körpergewichts zu füttern, hernehmen. Braucht ein ausgewachsener, normal aktiver, großer Hund mehr als 2‒3 % Futter, würde ich auf jeden Fall den Energiegehalt des Futters überdenken. Für kleine Hunde gilt ein etwas höherer Wert, da sie allgemein höhere Bedarfswerte haben. Hier kann man sich an einem Wert von 3‒4 % orientieren.


Natürlich kommen auch andere Ursachen für hohe Futtermengen in Betracht: Parasiten oder gewisse Erkrankungen der inneren Organe wie z. B. der Bauchspeicheldrüse. Es gibt auch einfach Hunde, die „schlechte Futterverwerter“ sind und daher mehr Futter benötigen. Allerdings habe ich festgestellt, dass die Futterzusammensetzung sehr oft die Ursache ist, weil die Besitzer schlichtweg zu mager füttern.


 



Fazit


Fett ist nicht böse! Nein, der Organismus des Hundes benötigt genügend Fett, um den Energiebedarf zu decken. Zwar vertragen viele Hunde auch Kohlenhydrate gut, aber Fett hat gegenüber diesem Energielieferanten viele Vorteile. Braucht ein Hund sehr große Futtermengen, sollte man in jedem Fall den Fettgehalt des Futters überprüfen und ggf. zusätzliches Fett zur Verfügung stellen.


 


 


 


Text von Nadine Wolf

(https://mashanga-burhani.blogspot.de)



BARF-Mythos #9: BARFen ist gefährlich - Knochen sind gefährlich


Vor allem beim Thema Knochen schrillen bei vielen Hundehaltern schnell die Alarmglocken, denn das Gerücht „Knochen sind gefährlich“ hält sich wacker. Sie sollen splittern und der Hund bekommt einen Darmverschluss, weil er sie nicht verträgt. Ist das tatsächlich wahr? Im Grunde gilt: Die Menge und die Auswahl der Knochen sind hier entscheidend.


 


 


Keine gekochten Knochen füttern



Es stimmt, dass Knochen splittern können – wenn sie gekocht wurden. Gekochte Knochen gehören jedoch keinesfalls in den Hundenapf! Durch das Erhitzen wird das Material spröde und brüchig und es kommt zu gefährlichen Absplitterungen.


Ein roher Knochen ist aber elastisch. Wenn Sie den Knochen also roh verfüttern brauchen Sie sich darum keine Sorgen machen.


 


 


Keine tragenden Knochen füttern



Zudem sollte man keine tragenden Knochen füttern. Dies gilt für Futtertiere ab der Größe einer Pute - Hähnchenschenkel und Kaninchenkeule können getrost verfüttert werden.

Das Problem der tragenden Knochen liegt in ihrer Massivität. Wenn man sich verdeutlicht, dass alle Rinderbeinknochen zusammen etwa 600-800 kg Körpermasse tragen müssen, hat man einen Anhaltspunkt, wie es dabei um die Knochendichte bestellt sein muss. Tragende Knochen sind also extrem hart und stabil.

Die natürlichen Beutetiere unserer Carnivoren sind deutlich leichter und die Knochen daher auch weniger hart. Von Katzen werden zu große rohe, fleischige Knochen oft einfach ignoriert, maximal angeknabbert. 

Hunde stören sich allerdings meistens wenig an der Knochengrösse, was bei harten Knochen selbst dann Verletzungsgefahr birgt, wenn sie mit ausreichend Fleisch ummantelt sind. 

Zum Beispiel in Form von Zahnfrakturen oder bei Knochensplittern, die geschluckt werden.

Die Calciumzufuhr kann problemlos über weniger harte oder gewolfte Knochen sicher gestellt werden, daher sollte man von tragenden bzw. sehr massiven Knochen beim Barfen absehen.


 


 


Auswahl der richtigen Größe



Je nach Hund und Rasse sollte die richtige Größe gewählt werden. Ein zu kleiner Knochen kann bei einem schlingenden Hund schnell mal im Halse stecken bleiben.


 



Vorbeugung von Knochenkot und Verstopfung



Der Kot wird durch das Füttern von Knochen tatsächlich härter. In besonders schlimmen Fällen kann es dann zum so genannten „Knochenkot“ bis hin zur Verstopfung kommen. Sollte Ihr Hund mehrmals erfolglos versuchen Kot abzusetzen, leidet er vermutlich unter einer Verstopfung. In diesem Fall sollten Sie Ihren Tierarzt zu Rat ziehen und die Knochenmenge in Zukunft verringern.



Um Knochenkot vorzubeugen sollte man nie die Wochenration an Knochen auf einmal füttern, sondern diese auf mehrere Tage aufteilen.

Wir raten unseren Kunden immer Innereien und Knochen miteinander zu füttern. Innereien können zu breiigen Kot führen - In Verbindung mit den Knochen welche den Kot fester machen, heben sich die Auswirkungen gegenseitig auf.


 


Es gibt in der Tat auch Vierbeiner, welche keinen Knochen vertragen. Dies ist aber relativ selten. Hier können Sie dann Ihren Hund durch Knochenmehl mit Calcium versorgen.


 


 


Langsam auf BARF umstellen



Wichtig ist ebenfallls: Der Verdauungsapparat des Hundes muss sich erst auf Knochen einstellen. Bei einer Umstellung auf BARF beginnt man immer zuerst mit Muskelfleisch und steigert erst später langsam die Knochenmenge.

Es ist außerdem nicht empfehlenswert einem mit Industriefutter gefütterten Hund zwischendurch einen Knochen zu geben. Die Magensäure geBARFter Hunde unterscheidet sich von der Magensäure, welche Industiefutter-Hunde haben im pH-Wert. Viele Besitzer meinen es gut und geben Ihren Hunden ab und an einen Knochen, die Magensäure eines Industriefutter gewöhnten Hundes ist aber nicht dazu instande den Knochen zu zersetzen.

 


Fazit



Beachtet man diese Punkte, steht der Knochenfütterung nichts im Wege. Knochen sind nicht nur wichtig für sie Calcium-Zufuhr, sondern sind für den Hund auch eine artgerechte Kaubeschäftigung.



BARF-Mythos #10: BARF geht auch vegetarisch oder vegan indem man nur rohes Obst und Gemüse füttert

 


Es werden immer mehr Menschen, welche sich aus den verschiedensten Gründen vegetarisch oder vegan ernähren. Diesen Lebensstil möchten Sie auch für ihren Hund oder ihre Katze: Doch ist es möglich, Hunde oder Katzen vegetarisch oder vegan zu ernähren?



Die klare Antwort lautet: Nein!


Hunde wie auch Katzen sind Fleischfresser (Carnivoren) und sollten niemals fleischlos ernährt werden. Dies kann zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen und Erkrankungen führen.


 


Der Verdauungstrakt von Hunden und Katzen ist nach wie vor auf rohes Fleisch ausgerichtet.


Am Beispiel des Hundes: Die Veränderungen, die im Laufe der Entwicklung zwischen Wolf und Hund stattgefunden haben, sind nur minimal. Sein Gebiss ist auf rohes Fleisch ausgerichtet – sowie sein Magen, die Verdauungssäfte, der Aufbau seines Darms und seine gesamte Darmflora. Ein Hund funktioniert rein verdauungstechnisch nach wie vor wie ein Raubtier. Es ist daher von einer veganen oder vegetarischen Ernährung komplett abzuraten!


 

Sollten Sie sich selbst vegetarisch oder vegan ernähren und Ihnen ist das direkte Handling mit rohem Fleisch unangenehm, greifen Sie doch auf unser Trockenbarf zurück.



Element Link
Share by: